Migration und Expansion 112 Aufgaben 1 Beschreiben Sie die Szene, die in der Abbildung dargestellt ist. (HM) 2 Nennen Sie sechs Vergünstigungen, mit denen Kaiser Karl IV. Professoren und Studenten zu überzeugen versucht, an die neu gegründete Universität Prag zu kommen. (HM) 3 Recherchieren Sie: Wie wird man heute Professorin oder Professor an einer österreichischen Universität? Wie Studentin oder Student? (HM) 4 Nennen Sie Maßnahmen zur Förderung der Mobilität heutiger Studierender. (HM) 112.1 Laurentius de Voltolina, Kolleg des Henricus d’Allemania, Deckfarben auf Pergament, um 1380. 1.6 Zentren der Bildung und Kultur Auch auf Menschen, die sich Wissen aneignen wollten, übten die Städte des Hoch- und Spätmittelalters große Anziehungskraft aus. Dort befanden sich nämlich die „Hochburgen der Bildung“, die Universitäten. Erste Universitätsgründungen Die erste Universität in Europa wurde 1088 in Bologna gegründet, weitere folgten in Paris (1166), Oxford (1167) und an vielen anderen Orten. In Wien entstand die erste Universität 1365. Sie wurde von Herzog Rudolf dem IV. gestiftet, um seine Residenzstadt aufzuwerten ( S. 118). Studieren im Mittelalter Eine mittelalterliche Volluniversität bestand aus vier Fakultäten: der Artistenfakultät (Geistes- und Naturwissenschaften), die alle Studierenden durchlaufen mussten, der Medizin, der Jurisprudenz und der Theologie. Das Studienjahr dauerte von Oktober bis zum September des folgenden Jahres, der Studienbetrieb begann um 6 Uhr früh mit den Vorlesungen, nachmittags gab es Seminare und abends kleinere Gesprächszirkel in den Unterkünften der Professoren. Unterrichtssprache war überall Latein. Der Besuch der Universität war männlichen Jugendlichen ab dem 15. Lebensjahr und Männern erlaubt. Mädchen und Frauen waren zum Studium nicht zugelassen. Studierende und Professoren waren äußerst mobil. Thomas von Aquin z. B. studierte als Italiener zuerst an der Staatsuniversität Friedrichs II. in Neapel, dann in Köln; noch nicht 30-jährig wurde er Professor in Paris und beschloss seine Laufbahn als Rektor wieder in Neapel. Die Ausstiegsquote unter den Studenten war hoch. Nur 20 % schafften den Abschluss der Artistenfakultät (vergleichbar mit der Oberstufe des Gymnasiums), noch weniger Studierende erhielten einen Doktortitel. Karl IV. gewährt der ältesten Universität des Heiligen Römischen Reiches 1348 in Prag das Gründungsprivileg […] Wir haben uns nach reiflicher Überlegung entschlossen, in Unserer Metropole, der höchst anmutigen Stadt Prag, die die Fruchtbarkeit der Bodenerträge und die Lieblichkeit des Ortes mit ihrer reichen Fülle für ein so bedeutendes Unterfangen zweckdienlich und geeignet erscheinen lassen, ein Generalstudium einzurichten, zu gründen und neu zu schaffen. In diesem Studium wird es Professoren, Magister und Studenten aller Fakultäten geben. Wir sichern einen großzügigen Lebensunterhalt zu und Wir werden denen, die Wir für würdig befinden, königliche Geschenke zukommen lassen. Alle und jeden der Professoren, Magister und Studenten jeden Grades und jeder Fakultät und woher auch immer sie kommen mögen, nehmen wir während ihrer Anreise, ihres Aufenthaltes und ihrer Rückreise unter den besonderen Schutz und die besondere Hut Unserer Majestät. Ferner geben Wir jedem die feste Zusicherung, dass Wir ohne Ausnahme allen, die hierher kommen wollen, großzügig alle Privilegien, Immunitäten und Freiheiten gewähren, die mit königlicher Autorisation die Lehrer und Studenten der Pariser und der Bologneser Universität in Anspruch zu nehmen und zu genießen pflegen. […] Moeglin/Müller, Geschichte in Quellen und Darstellung, Bd. 1, S. 173–174. MUSTER
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