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111 1.5 Aufstiegschancen in Handwerk und Handel 111.1 Hans Burgkmair d. Ä., In einem Kaufgewölbe, Holzschnitt (um 1520). Aufgaben 1 Nennen Sie mittelalterliche Berufsgruppen mit hohem Ansehen. Vergleichen Sie die damalige Situation mit der heutigen. (HO) 2 Die antike Auffassung „Arbeit ist eines freien Mannes unwürdig“ änderte sich in der mittelalterlichen Stadt. Erklären Sie die nachhaltigen Auswirkungen dieser Aufwertung der Arbeit auf Leben und Alltag der Menschen in Europa. (HO) 3 Der Wirtschaftsraum Europa existierte unter völlig anderen Voraussetzungen schon im Mittelalter. Nennen Sie drei Unterschiede zur Gegenwart. (HO) Die mittelalterliche Stadt war ein Ort der Produktion und des Handels – und vor allem einer neuen, positiven Einstellung zu Arbeit und Leistung. Die schön gefertigten Gegenstände aus den Werkstätten der Handwerksleute wurden bewundert und ihre Arbeit nicht wie die bäuerliche Tätigkeit verachtet, sondern geschätzt. Die Handwerker und Handwerkerinnen organisierten sich in Kleinbetrieben: Ein Meister arbeitete meist mit ein oder zwei, seltener mit drei oder mehr Gesellen zusammen. Handwerk: Zusammenschluss und Spezialisierung Die Handwerker einzelner Berufsgruppen schlossen sich zu Zünften zusammen. Diese Berufsvereinigungen regelten das Wirtschaftsgeschehen, indem sie die Zahl der Handwerksbetriebe und damit die Konkurrenz begrenzten, neue Produktionsmethoden erlaubten oder verboten und Rohstoffversorgung, Herstellungs- und Verkaufsbedingung sowie Preise festlegten. Zudem kümmerten sie sich um die soziale Versorgung bei Krankheit und im Alter und nahmen religiöse Aufgaben wahr. Mit der wachsenden Nachfrage und der zunehmenden Spezialisierung entstand eine große Zahl an Fachkräften, die zum Reichtum der Städte beitrugen. Besondere Qualität erlangte z. B. die Tuchproduktion in Flandern oder die Metallverarbeitung in Nürnberg (feinmechanische Geräte) und Steyr (Messer). Handel: Aufschwung und Ausweitung Der Handel war ein weiteres wirtschaftliches Standbein der Städte. Regelmäßig abgehaltene Märkte und Messen boten Gelegenheit zum Warentausch und gaben Anstöße zur Entwicklung neuer Produkte. Das Stapelrecht, das Fernhändler zwang, ihre Waren zum Verkauf anzubieten, leitete die Handelswege durch die Städte. Die „kommerzielle Revolution“ im 13. Jh. ließ den Fernhandel wieder aufblühen und die großen europäischen Handelszentren in Oberitalien, Flandern und in Norddeutschland entstehen. Lombarden (italienische Bankiers) gewährten für die europaweiten Handelsgeschäfte die nötigen Wechsel, Kredite und den Tausch der zahlreichen Währungen. Aufgrund der neuen wirtschaftlichen Herausforderungen boten die mittelalterlichen Städte Neuankömmlingen viele Aufstiegschancen, aber auch Gefahren. Die meisten Werktätigen in der Stadt waren Tagelöhner, die jeden Tag wieder Arbeit suchen mussten. Der Historiker Jacques Le Goff vermutet, dass im mittelalterlichen Paris nur 30 % der Bevölkerung einen fixen Arbeitsplatz hatten. Bleiben oder gehen? MUSTER

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