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101 Aufgaben 1 Erläutern Sie, ob Sie sich als Bürgerin oder Bürger Ihrer Gemeinde, Ihres Bundeslandes oder als Staatsbürgerin, als Europäer oder als Weltbürgerin fühlen. Führen Sie in der Klasse eine anonyme Befragung durch und werten Sie die Ergebnisse aus. Diskutieren Sie anschließend darüber. (PU) 2 Erörtern Sie mögliche Gründe dafür, dass die Zugehörigkeit zu einem Volk oder zu einer Volksgruppe für viele Menschen wichtig ist. (PU) 101.1 Grabmal des Theoderich in Ravenna (um 520). Festigung der Herrschaft Theoderich festigte seine Herrschaft in Italien auch dadurch, dass er römische Traditionen in Verwaltung und Kultur beibehielt und fähige Römer mit einflussreichen Ämtern betraute. Römische und gotische Bevölkerung blieben jedoch aufgrund eines Heiratsverbots getrennt. Es gelang Theoderich, seinen Herrschaftsbereich auszudehnen; eine Vereinigung der benachbarten Germanenreiche erreichte er jedoch trotz geschickter Heiratspolitik nicht. Während seiner letzten Regierungsjahre verschlechterten sich Theoderichs Beziehungen zum Byzantinischen Reich und zu Kaiser Justinian. Tod in Ravenna Nach seinem Tod 526 wurde Theoderich in einem bereits zu seinen Lebzeiten erbauten Grabmal in Ravenna, der Hauptstadt des Ostgotenreiches, beigesetzt. Seine Nachfolgerin wurde seine Tochter Amalasuntha als Regentin für ihren Sohn Athalarich. Theoderich ging schon kurz nach seinem Tod in die Heldensage ein. „Volk“ oder „Ethnie“ Als „Volk“ bezeichnet man eine Gruppe von Menschen mit gemeinsamer Abstammung, Sprache und Kultur, erkennbar z. B. an gleicher Tracht und Bewaffnung, verbunden durch gemeinsames Recht und gemeinsame Traditionen. So sahen es bereits antike und mittelalterliche Historiker. „Ethnie“ nennt man eine Bevölkerungsgruppe, die z. B. durch Geschichte, Sprache, Traditionen oder die Verbindung zu einem bestimmten Gebiet eine Einheit bildet. Ethnien sind häufig Minderheiten innerhalb eines Staates. Der Begriff stammt aus der Ethnologie (Völkerkunde). Statt des durch die NS-Zeit belasteten Adjektivs „völkisch“ wird heute „ethnisch“ verwendet. Der Mythos von Volk, „ethnischer Reinheit“ und „überlegener Rasse“ hat im 20. Jh. unendliches Leid über Europa und die Welt gebracht. Was versteht man unter „Völkern“? Die Vorstellung vom Volk als biologischer Gemeinschaft, die mehr oder weniger unverändert die Zeiten überdauert, haben die Historikerinnen und Historiker inzwischen verworfen. Die Zuordnung zu Völkern beruht auf Verallgemeinerungen, man bezeichnet Menschengruppen aufgrund einiger weniger Merkmale als Volk und vernachlässigt, dass auch andere Zuordnungen möglich wären. Sind in Österreich geborene Kinder türkischer Eltern Österreicher oder Türken? Ist eine Palästinenserin, die einen israelischen Pass hat, Israelin oder Araberin? Wie wird man US-Amerikaner? Wer auf US-Staatsgebiet geboren wird, erhält automatisch die US-amerikanische Staatbürgerschaft ( S. 133–135). Eine ähnliche „Integrationspolitik“ betrieben auch die Römer. Sie legten fest, wer Römer bzw. Römerin war, die ethnische Herkunft eines Menschen war diesem Kriterium untergeordnet. Weitreichende Veränderungen im europäischen Raum Die „germanische Völkerwanderung“ veränderte das spätantike Europa grundlegend: Die einzelnen Stämme zogen nach Westen und Süden, und in den dadurch frei werdenden Raum drängten slawische Völker nach. Die West- und Südwanderung der „Germanen“ trug entscheidend zum Untergang des Weströmischen Reiches bei und mündete in die Entstehung neuer Staatswesen. Unter den neu errichteten Staaten war nur das Frankenreich von Dauer. Die Bevölkerungsverschiebungen jedoch prägten nachhaltig die politische, soziale und kulturelle Struktur des mittelalterlichen Europa. Bleiben oder gehen? MUSTER

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